Störungen des Redeflusses (Stottern und Poltern)
Symptome
Stottern (Balbuties)
Primärsymptomatik
- Tonisches Stottern: Stumme oder hörbare Blockierungen von Wörtern.
- Dehnungen Verlängerung von Lauten.
- Interjektionen: zwischengeschobene Laute von mehr als 2 Sekunden.
- Klonisches Stottern: Wiederholung von Lauten, Silben, Wörtern.
- Überdurchschnittlich häufig, unfreiwillig und unkontrollierbar.
- Durch Konzentration erfolgt keine Verbesserung der Symptome.
Sekundärsymptomatik
- Semantisch-lexikalische und | oder syntaktische Auffälligkeiten,
- Atemauffälligkeiten | Veränderung der Phonation | prosodische Veränderungen,
- Mitbewegungen der Artikulationsorgane,
- Störung des Blickkontaktverhaltens, Störungsbewusstsein | Vermeidungsverhalten.
Poltern
- Schnelle und überhastete Sprechweise, abnehmende Sprechdeutlichkeit.
- Silben, Wörter/Wortendungen werden ausgelassen oder miteinander verschmolzen.
- Tempobeschleunigung innerhalb längerer Wortes oder eines Satzes.
- Schwierigkeiten in der sprachlichen Planung, fehlender logischer Zusammenhang.
- Satzabbrüche, Neuformulierungen, Gedankensprünge, Einschieben von Füllwörtern.
- Störungsbewusstsein oder ein Leidensdruck besteht selten.
- Abbau der Poltersymptomatiken durch Konzentration auf das Sprechen ist möglich.
Diskutierte Ursachenbereiche
„theoretische Ansätze, die die Entstehung zu erklären versuchen“
Genetische Theorie
- vererbte Disposition begünstigt Stotterentwicklung.
Neuropsychologische Theorie
- abweichende Entwicklung des Gehirns bedingt Stottern
Breakdown-Theorie
- mangelnde Ressourcen für die Verarbeitung von Sprache und Sprechen scheitern an den Anforderungen, weswegen es zu einem Zusammenbruch (Breakdown) der Sprechverarbeitung komme.
Lerntheorien
- klassische und operante Konditionierung begünstigen die Symptomatiken.
Für keine Theorie gibt es bislang basierte und ausreichende Belege.
„Chronifiziertes Stottern“
- Stottersymptomatiken, die sich im Vorschulalter entwickelt und über die Jahre manifestiert haben.
- Je nach z.B. beruflicher, gesundheitlicher oder emotionaler Belastung treten die Symptomatiken in unterschiedlicher Intensität und Qualität auf.
„neurogenes Stottern”
- Folgesymptom nach z.B. Schlaganfall oder einer degenerativen Erkrankung des zentralen Nervensystems.
- Nebenwirkung von Medikamenten (z.B. von Neuroleptika).
“psychogenen Stottern” → Trauma
Stimmtherapeutische Behandlungsaspekte
- Problem- und Bedingungsanalyse
- Sensibilisierung und differenzierte Wahrnehmung eigener Symptome.
- Ausbau der Selbstwahrnehmung im fokussierten Bereich (Tempo, Dynamik, Melodie)
- Abbau von Vermeidungs- und Ausweichtendenzen.
- Reduzierung der körperlichen Anspannung.
- Atem- und stimmtherapeutische Übungen.
- Ansätzen zur Sprechmodifikation (Vermittlung der Fähigkeit ausgewählte Merkmale seiner Sprechweise zu variieren).
- Stottermodifikation.
- Fluency Shaping ( Systematische Verstärkung flüssiger Sprechanteile).
- In-vivo-Arbeit.